Eike Erdel, seines Zeichens Rechtsanwalt, scheint im wörtlichsten Sinne ein rechtschaffender Mann zu sein. Er betreibt eine kleine Anwaltskanzlei mit Messingschild im Erdgeschoss seines eigenen Wohnhauses in Nieder-Ofleiden. Nieder-Ofleiden ist ein Ort im ländlich geprägten Vogelsbergkreis – mitten in der hessischen Provinz. Die Kanzlei Erdel erlangte einen respektablen Ruf und auch eventuell ein wenig Ruhm mit der Verteidigung von ausgenommenen Kaffeefahrt-Senior_innen, die sogar eine Erwähnung in der Frankfurter Rundschau fand. Ein weiteres juristisches Steckenpferd sind neuerdings auf „Gewinnschreiben“ Hereingefallene, sprich Betrogene der vielversprechenden Schriebe, die zuhauf in kleinbürgerlichen Briefkästen landen.
Eike Erdel hat jedoch schon eine längere Historie in der Gegend, die in seinem Studium fußt. Erdel studierte Jura in Marburg, jedoch nicht als unbescholtener Student, sondern als stramm rechter Bursche in der „Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg“. Über die üblichen burschenschaftlichen Stränge schlug er jedoch als Stadtrats- und Kreistagsmitglied für die Republikaner ab 1993, der Gründung des Republikanischen Hochschulverbandes (RHV) in Marburg und der Mitorganisation der Neonazi-Proteste gegen die Wehrmachtsausstellung 1997: Während der Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht 1941- 1944“ meldete Erdel eine Kundgebung für den RHV an, an der mehrere Neo- und Altnazis von bundesweiter Bedeutung, der Rechtsterrorist Manfred Röder, NSDAP/AO-Sympatisant (AO steht für Auslands- und Aufbauorganisation) Roy Godenau sowie ca. 50-60 Neo-Faschisten der Sauerländer Aktionsfront (SAF) teilnahmen.
Erdel ist auch Mitglied im „Förderverein für Soldatenverbände“, dessen Mitglieder sowohl aus CDU-Reihen aber auch aus extrem rechten Kreisen kommen. In seiner Funktion im Kreistag betrieb er rassistische Hetze, sonst forderte er die Auflösung des „roten“ Studierendenparlaments. Im Jahr 2000 wurde es sogar der offen rechten Burschenschaft zu wild, sie schmissen Erdel aus der Studentenverbindung. Auch seine Karriere als Reservist bei der Bundeswehr endete glanzlos, wegen rechter Umtriebe musste Erdel aus der Reservistenkameradschaft Stadtallendorf Abschied nehmen. Weiterhin ist er für die extrem rechte Zeitung Junge Freiheit als eifriger Schreiberling tätig.
Obwohl Erdel nun kein Burschenschafter und Reservist mehr ist, ist ihm die Neonaziszene nicht fremd. Dennoch ist es ruhig um Eike Erdel geworden. Seine Anwaltskanzlei in Nieder Ofleiden ist trotz der Vita Erdels nie Stein des Anstoßes geworden. Was der Kaffeefahrt und Werbebetrugs-Saubermann und Ritter des „betrogenen kleinen Mannes“ Eike Erdel noch heute mit der deutschen Neonaziszene zu tun hat, genauer mit einigen Neonazikadern und der NPD, wollen wir folgend exemplarisch erklären. Denn Erdel verteidigt seit Jahren NPD-Führungskader bei ihren jeweiligen Strafprozessen.
Christian Steup – Kameradschaft Westerwald
Die „Kameradschaft Westerwald“ aus Rheinland-Pfalz wurde im Jahr 2002 von einem Dutzend Personen der extremen Rechten in der Region gegründet. Personell war die „Kameradschaft“ größtenteils mit dem NPD-Kreisverband Westerwald identisch. Nach mehreren systematisch geplanten und teilweise durchgeführten Angriffen auf Linke und Punker wurde die Gruppe nach Paragraf 129 StGB (Bildung einer kriminellen Vereinigung) verfolgt. Im Zuge der Strafverfolgung löste sich die „Kameradschaft Westerwald“ im Jahr 2005 auf. Einer der Angeklagten im Koblenzer Prozess gibt zu Protokoll, die Gründung der Kameradschaft sei von der NPD angeregt worden und NPD-Kreisvorsitzender Christian Steup erklärt freimütig, er sei von der Partei in die Kameradschaft delegiert worden, »um die Bindung der Gruppe an die NPD zu gewährleisten. « Von den kriminellen Aktivitäten der Gruppe will er freilich nichts gewusst haben. Er wurde 2005 wegen unerlaubtem Waffenbesitz (Handgranaten) verurteilt.
Steup wurde in folgenden Prozessen, unter anderem gegen das renommierte antifaschistische Archiv apabiz e.V. aus Berlin, vom Anwalt Eike Erdel aus Nieder Ofleiden verteidigt. Wohl kaum zufällig, wie die folgenden Mandate Erdels zeigen.
„Der engagierte Rechtsanwalt“ – Prozess gegen Sascha Wagner
In einem weiteren Prozess wurde eine andere Größe der Rheinland-Pfälzischen NPD von Erdel verteidigt. Sascha Wagner, ehemals stellvertretender Landesvorsitzender der NPD, wurde beschuldigt, ein Verbrechen vorgetäuscht zu haben. Dabei ging es um den plötzlichen Verlust eines Rechners, der in einem von Wagner angemieteten „Nationalen Schulungszentrum“ der NPD stand. Die Neonazipartei scheint keine Peinlichkeit auszulassen, in einem Anflug von politischem Größenwahn versuchte sie das Verfahren zu politisieren und als Repressionsfall zu werten.
Ein politisches Verfahren braucht natürlich auch einen Anwalt, der die politischen Ziele teilt. „Vertreten wurde Sascha Wagner von dem engagierten Rechtsanwalt Eike Erdel.“, ließ in der Beurteilung des Prozesses die NPD Rheinland Pfalz verlauten. Eike Erdel führte den Prozess für die NPD mit seinem Mandanten Wagner, offenbar offen für die gesamte politische Dimension des Verfahrens.
Der aus Herzogenrath bei Aachen stammende Sascha Wagner weist eine langjährige Karriere in der rechten Szene auf. Seine Laufbahn begann in der Aachener Hooliganszene, doch schon bald entwickelte er sich zum NPD/JN-Reisekader. Wagner hatte mehrere Funktionen im NPD/JN-Landesverband Rheinland-Pfalz bzw. im JN-Bundesvorstand inne. Er besitzt gute Kontakte zur rechten Musikszene und organisierte auch selbst zahlreiche Rechtsrock-Konzerte. Von 2003 bis 2005 wurde es in Rheinland-Pfalz ruhig um Sascha Wagner, was auch damit zu erklären ist, dass sich der damalige Landesvorsitzende Martin Laus mit Wagner zerstritten hatte. 2004 managte Wagner einen Großteil der NPD Wahlkampfund Propagandaveranstaltungen in Sachsen und arbeitete im Verlagshaus der Deutschen Stimme in Riesa. Mit dem Einzug der Partei in den Sächsischen Landtag 2004 wurde Wagner persönlicher Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Alexander Delle. Seither veranstaltete er auch in Sachsen und Thüringen Auftritte von Rechtsrock-Bands. Seit der Neuorganisierung des rheinland-pfälzischen Landesverbandes im April 2005 ist Sascha Wagner wieder in Rheinland-Pfalz aktiv: Er wurde vom Landesvorsitzenden Peter Marx zum Wahlkampfleiter ernannt. Im Januar 2006 wurde er zudem in den Landesvorstand gewählt.
Wagner ist seit den 90er Jahren eine zentrale Figur der Neonaziszene. Er vermittelt zwischen Parteistrukturen, Neonazikameradschaften, Rechtsrockmilieu und initiierte immer wieder Räume für rechte Strukturen. Ob Naziübergriffe, Wahlkampfveranstaltungen der NPD, Rechtsrockkonzerte oder mittlerweile verbotene Kameradschaften wie die „Kameradschaft Aachener Land“ – der Name Sascha Wagner taucht immer wieder auf und ist aus der rheinland-pfälzischen Naziszene nicht wegzudenken, ein typisches Mandat für Eike Erdel.
„Politisches Urteil“ – Safet Babic
Eike Erdel ist weiterhin seit Jahren der Rechtsvertreter von Safet Babic. Auf Listenplatz 3 der Wahllisten für Rheinland Pfalz 2013 rangiert NPD- Landespressesprecher Safet Babic aus Trier. 2001 noch in Hessen für die NPD aktiv, wurde der gebürtige Bosnier Babic, Redaktionsmitglied der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“, im Dezember 2010 wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer siebenmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. In dem betreffenden Hauptprozess wurde unter anderem auch eine Anklage wegen Volksverhetzung verhandelt. Als Folge des verlorenen Prozesses wurde Babic aus dem Stadtrat der Stadt Trier ausgeschlossen.
Der Ausschluss wegen einer rechtsmotivierten gefährlichen Körperverletzung war jedoch für seinen Rechtsanwalt Eike Erdel kein Grund sich in Schweigen zu üben. Erdel ließ sich über die NPD Kanäle zitieren: Nach seiner Rechtsauffassung ein „politisches Urteil“! Die Bestrafung eines Neonazischlägers als ungerechtfertigtes politisches Urteil zu bezeichnen, lässt tief in die neonazistische Gedankenwelt von Anwalt Erdel blicken.
Doch nicht nur diesen Prozess führte Erdel für seinen Schützling Babic erfolglos, seit 2004 ist der Trierer immer wieder in politisch geführte Kleinstklagen verwickelt, unter anderem gegen die Studierendenvertretung Trier. Dort sollte dem AStA das Allgemeinpolitische Mandat verboten werden, vor allem die antifaschistische Arbeit, aber auch Gleichstellungspolitik und Engagement für ausländische Studierende. Damit setzte Erdel in Trier seine politische Arbeit gegen die Studierendenvertretungen fort, mit einem System aus Kleinstklagen, die in einen vermeintlich politischen Kontext eingeordnet wurden – mit Hilfe von Neonazikadern der NPD.
Neonazi oder Anwalt?
Wie die Zusammenstellung von Mandaten und politischen Tätigkeiten gezeigt hat, bewegt sich Eike Erdel aus Nieder Ofleiden im tiefsten braunen Sumpf. Nicht nur beste Kontakte zur Führungsriege der NPD Rheinland-Pfalz sind ihm nachzuweisen, auch die offene inhaltliche Überschneidung mit deren Inhalten. Seine Tätigkeit in Marburg, unter anderem das Anmelden eines Neonaziaufmarschs 1997 und die jahrelange Politik der Nadelstiche gegen vermeintlich linke Studierendenparlamente sowie seine übernommenen Mandate weisen auf ein auf Außenwirkung bedachtes neonazistisches Weltbild hin, das obendrein auch noch jahrzehntelange Kontinuität hat. Eike Erdel stellt weiterhin immens wichtige Strukturen für gewalttätige Neonazis – er verteidigt sie vor Gericht und stabilisiert als politischer Anwalt vor der Strafverfolgung ihre Position. Unter Anwalt Eike Erdel muss kein Neonazi seine menschenverachtende Politik verleugnen.
Der Neonazianwalt ist jedoch mit seinen braunen Machenschaften bisher davongekommen, und nicht nur das. Er verteidigt mit viel Nachfrage die vermeintlichen kleinen Leute gegenüber ihren vermeintlich gierigen Peinigern – betrogene Rentner auf Kaffeefahrten und Verlierer von sogenannten Gewinnschreiben. Diese „ritterliche“ Position überschneidet sich wohl nicht zufällig mit den Strategien von Neonaziparteien.
Eike Erdel ist ein Neonazi, der Neonazis verteidigt und ihre Strukturen aus der sicheren Deckung Nieder Ofleidens stabilisiert. Wer sich ein Mandat bei Eike Erdel holt, unterstützt Neonazis!
Nazikanzlei Erdel schließen!